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Landkreis (Landratsamt) Ostalbkreis

Beschreibung
Der Ostalbkreis ist mit einer Fläche von 151 .142 ha der drittgrößte Landkreis in Baden-Württemberg; Verwaltungssitz ist Aalen. Das Zentrum des Kreises befindet sich auf dem 100. östlichen Längengrad bzw. zwischen dem 48. und 49. nördlichen Breitengrad. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt zwischen 7° C und 8° C, die Niederschlagsmenge zwischen 600 und 1050 mm. Häufigkeit und Intensität des Regens nehmen von West nach Ost ab, weshalb das württembergische Ries und das östliche Härtsfeld bereits als Regenschattengebiete gelten. Der höchste Punkt im Kreis ist das Kalte Feld, südlich von Schwäbisch Gmünd, auf 781 m, der Tiefste das Remstal bei Lorch-Waldhausen mit 277 m.
Naturräumlich ist der Süden des Kreises (Härtsfeld und Albuch) Teil der Albhochfläche. Früher wegen flachgründiger, steiniger Böden als Armenhaus verschrien, ernten die Bauern heute dank ausgefeilter Produktionstechnik bei Getreide und Raps kaum weniger als ihre Kollegen im Albvorland. Selbst Silomais gedeiht, weil sich die Böden in der Regel leicht erwärmen. Grünland tritt flächenmäßig zurück; es findet sich vor allem in den Trockentälern und auf flachgründigen Standorten, die nicht gepflügt werden können. Gefürchtet sind hier, wie im Ostteil des Kreises, längere Nebelperioden im Winter.
Mehr als die Hälfte der Kreisfläche zählt zum Albvorland. Dieses eher waldarme Gebiet weist einen bunten Wechsel von Acker und Wiese auf. Es wird von Rems, Kocher, Jagst, Eger und ihren Nebenflüssen und Bächen gegliedert. Braunjura (Dogger) und Schwarzjura (Lias) sind hier Grundlage der Bodenbildung. Die Böden neigen zu Staunässe, daher ist in der Regel eine Entwässerung durch Drainage Voraussetzung für Ackerbau.
Mit der markanten Liasstufe beginnt im Norden des Kreises die dunkle Keuperlandschaft der schwäbisch-fränkischen Waldberge. Hier sind Dörfer, Weiler und Gehöfte scheinbar nur Rodungsinseln in diesem riesigen Waldgebiet (vor allem Fichten- und Tannenwald). Mehr als ein Viertel des Kreises gehört zu diesem Gebiet, in dem sich erst in den letzten Jahren effiziente und marktorientierte landwirtschaftliche Betriebe gebildet haben, während früher die Landwirtschaft vielfach nur der Selbstversorgung diente und das notwendige Bargeld aus dem Wald kam.
Nur ca. ein Prozent der Kreisfläche nimmt der württembergische Teil des Rieses ein. Auf eiszeitlichem Löß haben sich fruchtbare Böden gebildet, die fast 100 % ackerbaulich genutzt werden. Neben Getreide und Raps werden hier Zuckerrüben und Körnermais angebaut. Der früher bedeutende Kraut- und Feldgemüseanbau ist erloschen.
Von 316.000 Einwohnern im Kreis waren im Jahr 2002 ca. 140.000 erwerbstätig, davon 101.866 in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Im produzierenden Gewerbe sind 50 % in Dienstleistung, Handel etc. 47 % und in der Urproduktion, also in Landwirtschaft, Gartenbau und Forst noch gerade 3 % der Berufstätigen beschäftigt. Vor 50 Jahren war noch ein Viertel in der Urproduktion tätig. Heute stehen hinter dieser Zahl 1.637 Voll- und 6.213 Teilbeschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft.
Von Alters her war der Ostalbkreis ein Gebiet der kleinen und mittleren Bauernhöfe. So lag die durchschnittliche Größe der fast 10.000 Höfe im Kreis im Jahr 1950 bei 7,5 ha. Bis 1975 hat sich die Zahl der Bauernhöfe auf 6.500 vermindert. Im Jahr 2000 zählte man noch 2.850 Landwirte, die durchschnittlich 23 ha bewirtschafteten. Früher allerdings waren die Höfe auf dem Härtsfeld größer, die Flächen allerdings auch steiniger als die im Albvorland oder im Schwäbischen Wald, heute vermischen sich die Verhältnisse zunehmend, die Flächenaufstockung der Betriebe erfolgt fast ausschließlich über Zupacht. Im Jahre 1999 wurden von 2.986 Betrieben 1.967 im Nebenerwerb bewirtschaftet. die sich beispielsweise auf Mutterkuh- oder Pferdehaltung, Ackerbau oder (seltener) auf Schweinemast spezialisiert haben. Im Jahr 2000 gab es im Kreis 74 Ökobetriebe, im Jahr 2001 stieg ihre Zahl auf 75, im Jahr 2002 auf 85 Betriebe. Sie bewirtschaften durchschnittlich 25 ha, also etwas mehr als die konventionellen Landwirte und sind überwiegend Mitglieder der Biolandorganisation. Die meisten sind mit Rindfleisch, Schweinefleisch, Schinken, Wurst, Eiern, Getreide, Kartoffeln und auch Feldgemüse in der Direktvermarktung aktiv.
Im Kreis sind derzeit 17 Verfahren im Gange, bei 12 mit zusammen 15.000 ha ist die vorläufige Besitzeinweisung abgeschlossen.
Von der Gesamtfläche des Kreises mit 151.157 ha werden ca. 68.000 oder 45 % landwirtschaftlich genutzt. Knapp 40 % sind Wald, 15 % Verkehrs-, Siedlungs- und sonstige Flächen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche gliedert sich in 35.000 ha Ackerland und 33.000 ha Grünland.
Im einzelnen wurde 2001 auf Ackerland angebaut (in Klammern stehen soweit bekannt die Vergleichszahlen von 1979): Getreide 22.380 ha (22.960 ha); Winterweizen 8.700 ha (7.650 ha); Dinkel 100ha; Roggen 236 ha (600 ha); Triticale (Weizen-Roggen-Kreuzung) 830 ha; Wintergerste 7.100 ha (2.140 ha); Sommergerste 2.640 ha (3.160 ha); Hafer 1.900 ha (4.340 ha).
Der Ostalbkreis gehört zu einer Region intensiver Tierhaltung, welche sich am Ostrand von Baden-Württemberg von Mergentheim bis nach Ravensburg erstreckt. Wegen des Grünlandanteils von 48,5 % steht die Rindviehhaltung im Vordergrund. Allerdings ist die Zahl der gehaltenen Rinder rückläufig, sie hat sich seit 1980 von 123.400 auf 87.600 im Jahr 2001 verringert. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Milchkühe von 43.000 auf 28.750 zurückging, während die Milchproduktion mit 150 Millionen kg fast konstant blieb, weil die durchschnittliche Leistung pro Kuh von 3.800 kg pro Jahr auf 5.560 kg pro Jahr stieg. Insgesamt hielten 1.860 landwirtschaftliche Betriebe Rinder. Größere Landwirte halten durchschnittlich 58 Kühe, aber auch 310 kleine Bauern mit durchschnittlich sechs Milchkühen liefern noch Milch an die Molkereien. Eine extensive Form der Rinderhaltung, meist mit Weidegang von Frühjahr bis Herbst, stellt die Mutterkuhhaltung dar. Auf 230 Höfen steht zwar Jungvieh, aber weder Mutter- noch Milchkühe, unter diesen befinden sich auch 27 größere Bullenmäster, bei denen mehr als 50 Mastbullen im Stall stehen. Der Schweinebestand hat sich seit 1979 von 93.800 auf 130.500 Tiere erhöht. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Zuchtsauen von 1 1.200 auf 21.900 fast verdoppelt. Die Mehrzahl der 355 Sauenhalter im Kreis befinden sich im Sechtatal, am Riesrand und auf dem Härtsfeld. 76 dieser Betriebe halten über 100 Sauen. Insgesamt dürften jährlich ca. 360.000 Ferkel im Kreis geboren und aufgezogen werden, davon werden jedoch allenfalls 70.000 Tiere hier gemästet. Von den Mastbetrieben halten lediglich 13 mehr als 400 Mastschweine; zwei mehr als 1.000 Tiere.
Im Jahr 2001 standen 3.200 Pferde in 466 landwirtschaftlichen Betrieben (Privathaltungen nicht mitgezählt), 1979 zählte man lediglich 1.039 Pferde. 221 landwirtschaftliche Schafhalter mit dem Durchschnitt von 51 Schafen halten insgesamt 11.180 Tiere. Fast die Hälfte der Schafe steht auf sechs Bauernhöfen, bei denen die Schäferei Hauptbetriebszweig ist.
Bei Getreide, dem wichtigsten pflanzlichen Produkt, vermarktet die BAG Bopfingen in Normaljahren ca. 18.000 t Getreide und 8.000 t Raps. Die BAG Ellwangen nimmt bei stark steigender Tendenz ca. 11.000 t Getreide und 3.500 t Raps an. Um die 4.000 t Getreide kaufen Mühlen und private Landhändler direkt von den Getreidebauern. Mehr als 80 % des angelieferten Getreides entfällt üblicherweise auf Mahlweizen (ca. 18.000 t) und Braugerste (6.000 t). In Normaljahren wird der überwiegende Teil des Getreides - in der Regel ca. 70 % - an Rinder und Schweine verfüttert.
Kartoffeln werden noch von zehn Spezialisten für Pflanzkartoffel angebaut. Wenige weitere Kartoffelanbauer verkaufen direkt an den Verbraucher; eine kommerzielle Kartoffelvermarktung existiert nicht mehr. Der Anbau von Marktgemüse und Jungpflanzen zum Weiterverkauf hat seinen Schwerpunkt in Essingen und Lautern. Der Anbau von Obst und Beeren dient meist der Selbstversorgung. Um dem Streuobstbau neue Impulse zu geben hat der Landkreis mit dem Naturschutzbund BUND die Initiative "Ostalbapfelsaft" gestartet. Eine Anzahl von Kleinbrennereien (mit Schwerpunkt im Raum Schwäbisch Gmünd) brennt Obstwässer und reinen Alkohol.
Das agrarisch wichtigste Produkt des Ostalbkreises ist jedoch die Milch: 150 Mio. kg brachten in den vergangenen Jahren einen Erlös von 45-50 Mio. Euro und damit 45 % aller Verkaufserlöse der Landwirtschaft. 85 % des Milchaufkommens werden in der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall verarbeitet. Schlachtvieh und Schlachtschweine werden überwiegend über Händler vermarktet und in den Schlachthöfen Crailsheim, Ulm, den Metzgerschlachthof in Aalen und dem der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft in Schwäbisch Hall geschlachtet. Vermarktung an Metzger, die in der eigenen Metzgerei schlachten, ist rückläufig und nur noch bei Schlachtschweinen von Bedeutung. Die ca. 290.000 Ferkel, die zwar im Kreis geboren, aber nicht dort geschlachtet werden, werden über den Handel überwiegend nach Nordrhein-Westfalen und Belgien verkauft. Sieben Betriebe im Kreis haben sich auf Hähnchenmast spezialisiert. Durch das absehbare Verbot der Käfighaltung von Legehennen im Jahr 2007 haben einige Legehennenhalter bereits jetzt auf Bodenhaltung umgestellt oder sind neu in diesen Betriebzweig eingestiegen. Die meisten von ihnen verkaufen ihre Eier direkt an den Verbraucher.
Über 120 Landwirtsfamilien verkaufen einen Teil ihrer Produkte direkt an den Verbraucher. Zusätzlich bestehen in Schwäbisch Gmünd und Ellwangen ständige Bauernmärkte (Freitag nachmittags). Saisonale Märkte gibt es in weiteren Orten wie Essingen, Heubach, Kirchheim etc.
Der Bauernverband, die Berufsvertretung der Landwirte, hat im Altkreis Aalen ca. 2000 Mitglieder; im Altkreis Schwäbisch Gmünd gehören dem Verband ca. 1000 Mitglieder an. Das traditionelle Warengeschäft betreiben die schon erwähnte BAG Ellwangen und die ehemalige BAG Bopfingen unter dem Dach der BayWa. Knapp 800 Land wirte sind Mitglied der Trocknungsgenossenschaft Bopfingen. Die drei Maschinenringe Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd haben sich zum Maschinenring- und Betriebshilfsdienst Ostalb mit ca. 1000 Mitgliedern zusammengeschlossen. Ein wichtiges Bindeglied zwischen Landwirtschaft und der übrigen Bevölkerung bilden die Landfrauenvereine mit über 3000 Mitgliedern im Ostalbkreis. Landwirtschaftliche Ausbildung können in der Berufsschule Aalen und den landwirtschaftlichen Fachschulen in Schwäbisch Gmünd und Ellwangen abgeschlossen werden; landwirtschaftliche Fortbildung bieten diverse Vereine an.
An traditionellen Festen sind im Ostalbkreis besonders der Kalte Markt in Ellwangen im Januar und die Ipf-Messe in Bopfingen in der ersten Juliwoche erwähnenswert. Die kirchlichen Bindungen der Bauern lockern sich, Heiraten über Konfessionsgrenzen hinweg, die bis vor 30 Jahren noch fast mit einem Tabu belegt waren, kommen heute häufig vor.
(Textgrundlage: Christoph Frhr. von Woellwarth; Quellen: Statistisches Landesamt und eigene Erhebungen)