Suchsymbol

Erweiterte Suche

 Weitere Zugänge:
· Art der Organisation
· Sachgebiet
· Bundesland
· Regierungsbezirk
· Landkreis
· Landschaft
· Gemeinde
· Personen
· Biographien
 Sonderbereiche:
· Oberbayrische Almen
· AgrarKulturerbe in Europa
- AgrarKulturerbe-Preis

 Vorige Seite 

Landkreis (Landratsamt) Werra-Meißner-Kreis

Beschreibung
Der Werra-Meißner-Kreis liegt im nordöstlichen Landesteil von Hessen. Er hatte mit der damaligen DDR eine 121 km lange Grenze und war typisches Zonenrandgebiet mit all den bekannten Nachteilen was Wirtschaft und Struktur anbelangt. Im nördlichen Teil grenzt der Landkreis an das Land Niedersachsen. Als wichtigster Fluss ist die Werra zu nennen, einer der Ursprungsflüsse der Weser, der gelegentlich große Überschwemmungen verursacht. Um Eschwege herum wird im Werratal Kies gebaggert, das führt zu großen Wasserflächen für Sport und Freizeit, aber auch zu Natur- und Vogelschutzgebieten.
Der Werra-Meißner Kreis ist im Rahmen der Regionalreform in Hessen 1974 aus den ehemals selbstständigen Kreisen Witzenhausen und Eschwege entstanden. Er besteht heute aus 16 Großgemeinden mit 137 Ortsteilen, hat ca. 112.000 Einwohner und misst rund 1.000 qkm. Mit einem Waldanteil von 43 % liegt er im Landesmittel von Hessen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche mißt 44.500 Hektar und beträgt ebenfalls 43 % der Gesamtfläche, davon sind wiederum etwa 3,5 % Grünland. Mit ca. 110 Einwohnern pro qkm ist der Landkreis eher dünn besiedelt. Die Bevölkerungsentwicklung ist negativ und ist in erster Linie auf fehlende Arbeitsplätze zurückzuführen. Denn trotz umfangreicher Förderung als Zonenrandgebiet in der jüngeren Vergangenheit ist es nicht gelungen, bleibende größere Industrien anzusiedeln.
Der Kreis hat sechs Landschaftsschutzgebiete, die ca. 78 % der Kreisfläche bedecken; die 37 ausgewiesenen Naturschutzgebiete betragen fast 4 % der Kreisfläche, 20 % sind ausgewiesene Wasserschutzgebiete. 31 gemeldete FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitate) mit ca. 30.000 Hektar runden die Schutzgebietsausweisung ab, da bleibt kaum noch eine nicht geschützte Fläche übrig.
Die vielseitige Landschaft mit ausgedehnten Laub- und Mischwäldern sowie fruchtbaren Tälern und Auen entstand durch Hebung des Buntsandstein-Massivs Hoher Meißner. Später überzog eine mächtige Basaltschicht das Bergmassiv und sorgte für ein im Tagebau inzwischen ausgebeutetes Braunkohlevorkommen. Westlich im Kaufunger Wald liegt die Wasserscheide zwischen Werra und Fulda. Bedingt durch den geologischen Untergrund (Buntsandstein, Zechsteinkalke, Muschelkalk und Basalt) sind die entstandenen Böden an den Hängen besondere Vegetationsstandorte für Wachholderheiden und Kalktrockenrasen. Kulturgeschichtlich ist der Hohe Meißner die Heimat von Frau Holle, einer Märchenfigur der Gebrüder Grimm. Zahlreiche Schlösser, Burgen, Klöster und Kirchen aber auch große Gutshöfe, Ringwälle und vorgeschichtliche Grabstätten künden von der wechselvollen Geschichte der Landschaften. Die kleinen Städte und Dörfer sind Kleinodien des Hessischen Fachwerkes.
Die Höhenlagen bewegen sich von 129 m im Werratal bis 754 m über NN auf dem Hohen Meißner. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen zwischen 6,0 und 8,2 Grad C. Das heißt, dass es im Werratal fast zum Weinanbau reicht, der tatsächlich früher dort vorhanden war, wie die Flurbezeichnung "Weinberg" erkennen lässt. Insgesamt ist aber eine eher ungünstige naturräumliche Lage vorhanden, 108 Ortsteile (78 %) zählen zu den "von der Natur benachteiligten Gebieten". Die Niederschläge betragen 500 bis 900 mm im Jahr. In Trockenjahren kommt es auf den flachgründigen Böden zu Trockenschäden am Getreide, auf diesen Standorten im Regenschatten reicht die Feuchtigkeit oft nicht für Grünlandwirtschaft. Neben den schon erwähnten Sonderstandorten an den Abhängen der Mittelgebirge haben sich in den Tallagen und auf den Lößebenen zum Teil sehr fruchtbare Auenlehme und Lößparabraunerden entwickelt, die zuckerrübenfähig sind; der Körnermaisanbau spielt verschiedentlich ein Rolle. In den höheren Lagen herrscht Grünlandwirtschaft mit Milchviehhaltung, z. T. aber auch zunehmend Mutterkuhhaltung vor.
Die landwirtschaftliche Struktur ist von Nebenerwerbslandwirtschaft gekennzeichnet. 80 % der Betriebe liegen unter 50 Hektar. Arbeitsplätze gab es im Braunkohlebergbau sowohl unter Tage als auch im Tagebau, aber auch in der Holzwirtschaft, im Steinbruch und im Straßenbau. Traditionell zog die Stadt Kassel schon immer Arbeiter aus den Landstrichen an. Aber die knapp 8 % der Betriebe über 75 Hektar bewirtschaften mit 20.300 Hektar einen beachtlich hohen Anteil der Fläche. 55 % der Betriebe sind Futterbaubetriebe, was auf die Höhenlagen zurückzuführen ist. 105 sind Sonderkulturbetriebe und Veredelungsbetriebe. Sie bauen als Sonderkulturen Obst, besonders Kirschen um Witzenhausen herum an.
Beachtlich sind immerhin 106 Betriebe mit Schafhaltung, die eine besondere Rolle in der Landschaftspflege gerade am Hohen Meißner spielen. Die Milchviehhaltung hat noch eine große Bedeutung, aber auch die Schweinehaltung wegen der guten Vermarktungsbedingungen(größere Städte in der Umgebung). Die Pferdehaltung gewinnt wieder an Bedeutung, ein privates Gestüt ist im Landkreis vorhanden, 210 Betriebe halten Pferde überwiegend für den Freizeitsport. Zurzeit gibt es 68 Betriebe, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaues wirtschaften. Hier macht sich die Nähe der Universität Kassel bemerkbar, die in Witzenhausen als Nachfolger der weit bekannten Höheren Landbauschule einen "Fachbereich Landwirtschaft" unterhält. Adelsbetriebe und große Gutshöfe spielten im Landkreis eine beachtliche Rolle, wenn man die von den größeren Betrieben bewirtschafteten Flächen betrachtet.
Die Firma Henschel aus Kassel hat im frühen vorigen Jahrhundert einige Beispielsbetriebe bewirtschaftet. Das Land Hessen besitzt drei Staatsdomänen mit Beispielcharakter. Als Besonderheit ist die Firma "Saat- und Ernte" in Eschwege zu nennen, die sich aus der Kalibrierung und Pillierung von Zucker- und Futterrübensaatgut heraus entwickelt hat und heute auch andere Pflanzensamen mit den Pflanzen nutzenden Chemikalien wie Fungiziden. Insektiziden und hygroskopischen Materialien inkrustiert. In Eschwege gab es in den 60er bis 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Mähdrescher- und Landmaschinenindustrie, die inzwischen aber abgewandert ist.
Text: Dr. Konrad Graß