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Landkreis (Landratsamt) Traunstein

Beschreibung
Der Landkreis Traunstein liegt im südöstlichen Oberbayern an der Grenze zu Österreich. Er umfasst den Chiemgau und einen Teil des Rupertigaues. Der Chiemgau ist nach dem im Kreisgebiet liegenden Chiemsee benannt, der Rupertigau nach dem ersten Bischof von Salzburg, dem hl. Rupert. Er wird gewöhnlich mit einem Salzfass dargestellt, was auf die Bedeutung der Salzgewinnung und des Salzhandels in diesem Raum verweist. Die Kreisstadt Traunstein war schon im Mittelalter Salzniederlage gewesen, und im 17. Jahrhundert wurde hier eine Saline errichtet, zu welcher die Reichenhaller Sole hergeleitet wurde. Sie bestand bis 1910.
Der Landkreis erstreckt sich zwischen Salzach und Chiemsee, dem "Baierischen Meer". Im Süden reicht er bis in die Kalkalpen hinein mit dem Sonntagshorn (1961 m ü. NN) als höchstem Punkt des Kreises. Das Bodenrelief ist durch die alpine Vergletscherung geformt. Der Inn-Salzach-Gletscher hat eine Seen- und Moränenlandschaft hinterlassen. Der größte See nach dem Chiemsee ist der Waginger See, der wärmste See Oberbayerns. Insgesamt liegen rund 50 Seen im Kreisgebiet. Moorflächen (Filze) schließen sich an. Viele Wildbäche und fünf Flüsse kommen dazu: Salzach mit dem Nebenfluss Saalach als Grenzflüsse zu Österreich, die im Chiemsee entspringende Alz mit dem Nebenfluss Traun und die Tiroler Ache, die in den Chiemsee mündet.
Die Jahresniederschläge liegen im Norden des Landkreises bei 950 mm und steigen bis 1900 mm zu den Bergen hin an. Entsprechend fällt die Jahresdurchschnittstemperatur von 7,5° C auf 5,5° C. Die Landwirtschaftsfläche nimmt 43 % der Kreisfläche ein, die Waldfläche 37 %, die Wasserfläche 7 %. Rund 20% der Landkreisfläche stehen unter Natur- bzw. Landschaftsschutz.
Das Ackerland-Grünland-Verhältnis liegt bei 0,8:1. Die landwirtschaftliche Erzeugung ist dementsprechend auf den Schwerpunkt Futterbau-Rindviehhaltung ausgerichtet. Grundlage ist der klimabedingte hohe Grünlandanteil, der in den höheren Lagen auch Almen einschließt. Eine agrarhistorisch bedeutsame Bodennutzungsform war vor der Intensivierung im vergangenen Jahrhundert die Egartwirtschaft. Das Ackerland wurde dabei wiederkehrend nach einigen Jahren der Nutzung der Selbstberasung überlassen (Naturegart) oder mit einer Grasmischung eingesät (Kunstegart). Die Humusanreicherung durch Grünlandnutzung brachte Mehrerträge bei den Ackerfrüchten. Die Ackernutzung verdrängte die in der Dauergrünlandnarbe überwuchernden Unkräuter.
In der Rinderzucht überwiegt das Fleckvieh bei weitem, aber auch das auf das nahe Österreich verweisende Pinzgauer Vieh findet hier noch ein Rückzugsgebiet zur Arterhaltung. Eine bedeutende Rolle spielt auch die Pferdezucht (Süddeutsches Kaltblut, Haflinger). Wie sehr das "Ross" im bäuerlichen Selbstverständnis verankert ist, zeigen die verschiedenenorts seit alters üblichen Pferdeumritte (Georgi-Ritte, Leonhardi-Ritte). Der aufblühende Fremdenverkehr, eine weitere wichtige Erwerbsquelle der Kreisbevölkerung, hat auch der Landwirtschaft zusätzliche Einkommensmöglichkeiten gebracht. Rund ein Sechstel der Landwirtschaftsbetriebe bietet "Urlaub auf dem Bauernhof".
Die Struktur der Landwirtschaft ist klein- bis mittelbäuerlich. Die Höfe, Vierseithöfe bis herunter zum Einfirsthof, liegen in Einöden, Weilern und Dörfern. Eine besondere Pflege erfährt im Landkreis das hier einst sehr verbreitete Bundwerk. Zahlreiche Beispiele dieser hohen Zimmermannskunst finden sich auch heute noch vor allem an alten Scheunen. Einblicke in die bäuerliche Kultur gewähren auch einige Museen, so das Museum für bäuerliche und sakrale Kunst in Ruhpolding, das ebenfalls dort liegende Holzknechtmuseum sowie mehrere Bauernhofmuseen.
Kulturgeschichtlich lag der Landkreis jahrhundertelang im Einflussbereich von zwei Brennpunkten: München, von wo aus die Wittelsbacher regierten, und Salzburg, Sitz der dortigen Fürstbischöfe. Dem ersten Bereich sind die Städte Traunstein und Trostberg zuzuordnen, dem zweiten die Stadt Tittmoning, ein besonders schönes Beispiel für die Inn-Salzach-Bauweise (siehe Altötting). Aus dieser vom kulturellen Wettbewerb geprägten Region sind viele Künstlerpersönlichkeiten hervorgegangen. Genannt seien beispielhaft der Bildhauer Balthasar Permoser, der sich im Dresdener Zwinger verewigte, und der Baumeister Franz Alois Mayr, der das Rokokojuwel Baumburg bei Altenmarkt an der Alz für das damalige Augustiner-Chorherren-Stift schuf. Doch auch für frühere kunstgeschichtliche Epochen birgt der Landkreis schöne Beispiele, etwa die romanische Madonna in der Pfarrkirche von Ruhpolding oder den großartigen gotischen Flügelalter in der Kirche von Rabenden. Diese liegt nicht weit von dem ehemaligen Benediktinerkloster Seeon, in dem sich all diese Stilrichtungen vereint wieder finden.
Die jüngste und mit über 21.000 Einwohnern größte Stadt des Landkreises ist Traunreut. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände einer Heeresmunitionsanstalt gegründet. Mit Bosch und Siemens sind hier große Firmen ansässig. Zusammen mit dem Linde-Werk in Schalchen (Gmd. Tacherting) und den Süddeutschen Kalkstickstoffwerken (SKW, heute Degussa AG) in Trostberg und Schalchen bilden sie neben vielen mittelständischen Betrieben das wirtschaftliche Rückgrat des Kreises.
Der Landkreis hat eine Fläche von 1.534 qkm und ist damit der größte in Oberbayern, der zweitgrößte in Bayern. Die Einwohnerzahl liegt bei 170.000, auf den qkm gerechnet 111, somit erheblich unter dem Landesdurchschnitt von 176.
Die enge Verbindung zu Österreich wird durch die 1995 gegründete EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein unterstrichen.
Text: Professor Dr. Alois Seidl.
Literatur
-Das Salzfass (Hrsg. v. Historischer Verein Rupertiwinkel.)  
-Jahrbuch des Historischen Vereins Traunstein (Hrsg. v. Historischer Verein Traunstein.)  
-Seeholzer, Peter T.:
Heimat unterm Föhnhimmel. Der Landkreis Traunstein. Trostberg 1987